"Love Letters to the Dead" - Ava Dellaira

"Vielleicht war meine Schwester May als kleines Mädchen ja ein bisschen wie du. Sie war der Sonnenschein unserer Familie, diejenige, von der erwartet wurde, dass sie strahlt. Diejenige, die für gute Stimmung sorgte."

     ~ S.73

Genre: Romantik, Briefroman

Verlag: cbt 

Ausführung: Taschenbuch

ISBN: 978-3-570-31129-5

Preis: 9,99 [D]

           10,30 [A]

 

© Cover- und Zitatrechte: cbt; RandomHouse Verlagsgruppe


Die Handlung

"Wir haben unsere eigenen tektonischen Platten in uns, die ständig in Bewegung sind und sich immer wieder neu ausrichten, während wir uns langsam zu dem Menschen entwickeln, der wir sein werden."

~ A. Dellaira

 

Laurels erster Schultag an der Highschool ist angebrochen. Doch das Mädchen trägt einen schweren Verlust mit sich: der Tod ihrer Schwester hat sich noch nicht einmal gejährt und ihre Mutter ist nach LA abgedampft. Selbstverständlich fehlt es ihr schwer, sich an der neuen Schule zu orientieren.

Doch eine geringe Last wird ihr durch das Verfassen von Briefen abgenommen. Angefangen mit einer Aufgabe aus ihrem Englischunterricht, beginnt sie damit, verstorbenen Berühmtheiten wie Kurt Cobain und Amy Winehouse  von ihrem Leid zu berichten, aber auch von den schönen Seiten des Lebens, wie von Sky, einem geheimnisvollen Jungen, der es ihr in gewisser Weise angetan hat.

Die Rezension

 

Wow, hab ich mich auf dieses Buch gefreut, als ich es auf dem Bloggerportal bestätigt bekam (an dieser Stelle vielen Dank).

 

Und nicht unberechtigt. Ich kann mich nicht erinnern, ob mich jemals ein Buch so tief berührt hat, wie Laurels Beziehung zu ihrer drei Jahre älteren Schwester May. Obwohl mir Laurels Schwärmerei rund um ihre Schwester bereits zu Beginn so vor kam, als wäre ein großer Teil ihrer Mays bloß ein Mythus. Dennoch war die Bindung der Geschwister zueinander eine ganz besondere. Das bekam der Leser direkt in dem ersten Brief an Kurt Cobain mit.

An den Nirvanasänger schrieb sie vor allem immer von einem Jungen, den sie anfangs gerne beobachtet: Sky. Er ist einer dieser mysteriös-coolen Jungs, mit denen jeder befreundet sein will, der aber dennoch keine Freunde hat. Er steht dort bloß in seiner Lederjacke und sieht unnahbar aus. Keiner weiß so recht, woher er kommt. Denn er wechselte gerade erst die Schule. Irgendetwas stimmte mit seiner Mutter nicht so recht, dass wurde relativ schnell klar. Und ein weiteres Geheimnis steckt in ihm.

Und Laurel ist das krasse Gegenteil von ihm. Nichts wünscht sie sich sehnlicher, als ihn kennen zu lernen und auch Freunde zu finden. Sie will cool sein. Jemand, den andere bewundern. So, wie May. Aus diesem Grund beginnt sie damit, sich aus dem Kleiderschrank ihrer verstorbenen Schwester zu bedienen. Sie versucht durch und durch May zu werden. Immerhin war die viel zu früh Gestorbene ihr großes Vorbild. Und die Kleinere stand immerzu im Schatten des Glanzes der Älteren. Dazu riskiert sie sogar, gänzlich abzustürzen. Sie konsumiert Alkohol und findet Freunde, die kiffen - aber es sind trotzdem wahre Freunde. Wirklich tolle Freunde, die zu ihr halten. Jeder einzelne Charakter ihres neuen Freundeskreises hat etwas Besonderes an sich.

Und immer wieder, wenn Laurel aufs Neue begann, von May zu erzählen, war ich mal wieder gerührt. Zum Beispiel, wie sie beiden früher zusammen auf dem Bett gelegen haben, nachdem May sich aus dem Haus geschlichen hatte und spät erst wieder heim kam. Oder wie die große Schwester der kleinen erzählte, sie beide wären Feen und das dieses Feengen sich bloß jede siebte Generation in ihrer Familie durch setzte. Und das bloß, weil Laurel traurig war. Dann gingen sie nach draußen und haben einen Zaubertrank angefertigt, um ihnen alle bösen Hexen vom Leib zu halten. Aber auch, als die Schülerin beschrieb, wie zerrissen May auf sie gewirkt hatte, nachdem sich ihre Eltern getrennt haben.

Ein besonderes Highlight war es auch, wenn Laurel ihre Briefe an einen Dichter richtete. Dann interpretierte sie die Gedichte nämlich immer und das zeigte noch mehr über ihre innere Gefühlswelt, als all die anderen Worte. Man merkte aber auch, wie sich je nach Stimmung der Protagonistin die Briefe voneinander unterschieden. War sie wütend, so warf sie Kurt vor, dass er einfach seine Tochter im Stich gelassen hat.

Dieses Buch hat mich geradezu wehmütig gemacht und ganz kurz war ich so krass gefangen in der Geschichte, dass ich fast dachte, ich wäre Laurel und mir selbst wäre all das Schlimme passiert. Daran erkennt man, wie unglaublich mitreißend der Schreibstil der Autorin war.

 

Und auch das Cover und die innere Aufmachung passen unglaublich gut zu dem Gesamtkonzept: Diesem verträumten und wehmütigen.

Zu Beginn jedes Briefes hat meine eine Trennlinie zum Vorherigen, in deren Mitte ein kleiner Briefumschlag abgebildet ist. Und am Ende findet man immerzu Laurels Unterschrift vor - manchmal auch mit einem Gruß. Das war wirklich schön. Und auch die ersten Seiten waren besonders. Sie hatten dieses Sternenmuster auf schwarzem Hintergrund, wie man es auch schon vom Cover kannte. Es war, als zeigten diese Seiten zu Beginn des Buchs, wenn man es aufschlägt, bereits an, was für eine wundervoll mitreißende Geschichte darauf folgen wird.

Das Fazit

Philosophisch, romantisch, nachdenklich, traurig und lustig - all das ist dieses Buch und noch viel mehr.

Ich kann nur jedem raten, das Buch zu lesen.

5/5 Sternen - wohl verdient

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