"Der kleine Laden der einsamen Herzen" - Annie Darling

Genre: Romantik

Verlag: Penguin

Erscheinungsdatum: 09.05.2017

Ausführung: Taschenbuch

Seitenanzahl: 399

ISBN: 978-3-328-10098-0

Preis: 10,00€[D]; 10,90

 

© Cover- und Zitatrechte: Penguin

"Im Bookends hatte Posy einige ihrer besten Freundinnen kennen gelernt. Die Schwestern Pauline, Petrova und Posy Fossil (nach der sie benannt worden war) aus Ballettschuhe, dem Lieblingsbuch ihrer Mutter; außerdem Hanni und Nanni, Dolly, aber auch Scout Finch aus Wer die Nachtigall stört, die Bennet-Schwestern und natürlich Jane Eyre."

~S.37



Erstmal danke an die wundervolle Person, die mir das Buch geschenkt hat und meinte, sie müsste hierbei total an mich denken. 

Tja, da hatte sie nämlich womöglich ziemlich recht. Im Nachhinein muss ich zugeben, dass ich weit mehr mit Posy gemein hab, als bloß die riesige Liebe zu Büchern. Auch ich lasse meinen Frust gerne mal literarisch aus, anstatt gleich einen Krav Maga-Kurs zu belegen. :)

Ganz so aufbrausend, wie sie es ist, bin ich dann aber dennoch nicht - und ich würde auch sicher nicht Sebastians Geld schnappen. :D


Die Handlung

"Manche Frauen fingen mit Kickboxen an. Manche machten Ashtanga Yoga, trainierten für Marathonläufe, verausgabten sich im Guerilla Knitting, veganen Backen oder Korbflechten. Es gab tausend Möglichkeiten, mit Stress fertig zu werden, doch offensichtlich gelang es Posy nur, ihren Frust über Sebastian abzubauen, indem sie sich literarisch über ihn ausließ.

Es hatte etwas zutiefst Befriedigendes, [...] ihn als, ähm, brünstigen Verführer unschuldiger und wohlerzogener Mädchen darzustellen - ja, selbst jetzt [...] war sie gedanklich schon beim nächsten Kapitel von Der Wüstling, der mein Herz stahl."

~S.209

Posy Morland hatte nie ein wirklich leichtes Leben. Doch kurz sieht es danach aus, als hätte man ihr dann doch noch ein wenig Glück reserviert, als sie einen - nein, nicht einen, den - Buchladen erbt. Schon immer hing ihr Herz am Bookends. In ihrem Testament hatte die verstorbene Inhaberin festgehalten, dass Posy doch bitte versuchen sollte, den Laden wieder zum Laufen zu bringen. Also plant sie, den Laden neu zu eröffnen und nun Liebesromane zu verkaufen - im Happy Ends

Doch Sebastian, der Enkel der Ex-Inhaberin und der Testamentsvollstrecker, hat andere Pläne für den Buchladen zurecht gelegt und legt Posy Steine in den Weg.

Vor lauter Frust auf ihn beginnt Posy, selbst einen Liebesroman zu schreiben - mit Sebastian als ignoranten Verführer, der nur sich selbst gerecht ist.

Die Rezension

Posy ist... schon ein Persönchen. Tja, die Dame von Welt lässt sich halt nicht alles gefallen von aufgeblasenen, verwöhnten Schnöseln - wie Sebastian einer ist. Wie ein kleiner Hurrikan wütet sie, sobald sie auch nur in seine Nähe kommt. An sich ist sie noch nicht einmal so aufbrausend, doch sieht sie den IT-Experten, gehen ihr die Sicherungen durch. 

Das natürlich nicht ganz unbegründet. Denn Sebastian und Posy teilen sich eine lange Geschichte. Anfangs hatte Posy nichts gegen Sebastian. Genau genommen war sie als Kind bis über beide Ohren in ihn verknallt gewesen... jedenfalls mal so lange, bis Sebastian sie kurzerhand in den Kohlekeller geschubst hatte - einen sehr, sehr kleinen und beengenden Kohlekeller, der noch heute Paranoia in ihr hervorruft.

So hält diese damals in die Taufe gegangene Feindschaft noch heute zwischen den beiden an.

Doch kaum erbt Posy die Buchhandlung Sebastians Großmutter, taucht er immer öfter auf, mischt sich überall ein, ja, wagt es sogar das Gelände vermessen zu lassen, als wolle er die Buchhandlung auf der Stelle verkaufen. Das Ganze geht so lange, bis ihm noch eine bessere Idee kommt: Eine Krimi-Buchhandlung. Natürlich lautet Posys Antwort Nein. Sie hat schließlich schon längst Happy Ends geplant, eine charmante Buchhandlung spezialisiert auf Liebesromane. Doch Sebastian hat kein Ohr für ein Nein. Er hält am Glauben fest, dass es eine Krimi-Buchhandlung geben soll. 
Und so kommt Posy auch noch dazu, ihn an der Nase herum zu führen: Ja, es wird eine Krimi-Buchhandlung  lässt sie jetzt verlauten. Und während sie Sebastians Geld nutzt, um eine Liebesroman-Buchhandlung zu eröffnen, bricht das vollkommene Chaos aus.

 

Hier hatte ich kurz über meine Sympathien zu Posy grübeln müssen. Das war echt ordentlich hinterhältig von ihr. Aber gut, vielleicht ist das auch irgendwo reiner Selbsterhaltungstrieb. Schließlich hat sie einen kleinen Bruder zu verpflegen. Ihre Eltern nämlich sind auf tragische Weise ums Leben gekommen. Und außerdem ist Posy ansonsten eine wundervolle Protagonistin: sie ist schlagfertig, kümmert sich rührend um ihren fünfzehnjährigen Bruder, ist nett zu all ihren - nun - Angestellten, tritt von einem Fettnäpfchen ins nächste - was mir Hauptpersonen ja nur noch umso sympathischer macht -, liebt Bücher und kommt überhaupt nicht mit der Bürokratie zurecht, die mit der Übernahme der Buchhandlung unweigerlich zusammen hängt - oder mit Technik. Da hat sie auch so ihre Probleme. Posy ist nicht perfekt. Und gerade das macht sie für mich zur perfekten Protagonistin für diesen Roman. Posy hätte nicht anders sein dürfen.

 

Lässt das nicht einen locker-leichten Roman mit Wohlfühlfaktor anklingen?

 

Auch Sebastian ist vielfältiger, als es erst scheint. Er wird geradezu übermütig bei der Vorstellung eines gemeinsamen Projekts mit Posy - der Krimi-Buchhandlung. Da bröckelt die sonst so coole Fassade. Tut diese generell sehr oft in Posys Gegenwart.

 

Und auch die Angestellten des Bookends sind ganz besondere Leute. Die verstorbene Besitzerin hat sich gar nicht erst ihre Lebensläuufe oder Ähnliches angeschaut, sondern die drei anderen einfach eingestellt mit der Voraussetzung, dass jeder von ihnen Bücher liebt. So gibt es zum Beispiel Nina, die die Arme komplett tattoowiert hat - mit Zitaten. Sie geht immer mit den falschen Männern aus. Oder aber Verity, die ein Problem dabei hat, mit Menschen zu sprechen. Sie ist wirklich äu0erst schüchtern, kümmert sich also lieber im Büro um die Finanzen. Und dann noch Student Tom, über den kaum einer etwas wusste.

 

Man sieht, denke ich, allein schon daran, wie viel ich bei dieser Rezension mal wieder schreibe, dass es mir einfach durchweg gefallen hat.

Selbst "Der Wüstling, der mein Herz stahl" in dieser geschwollenen Sprache hat sich gut eingefügt.

 

Aber ich muss doch sagen: gegen Ende ist Sebastian dann doch extrem seltsam. Aber auch das passt. Denn immerhin deutet es schon den ganzen Roman lang darauf hin.

Das Fazit

Ein vielfältiger, süßer Liebesroman zum dahinschmachten - genau das ist dieser Roman. Perfekt für einen verträumten - aber warmen Sommer.

5/5 Sternen


Die Autorin - Annie Darling

Wie auch in Posys Wohnung kann man in ihrer Wohnung in London kaum mehr recht gehen vor lauter Bücherstapeln. Und noch eine weitere Gemeinsamkeit: All diese Bücherstapel setzen sich aus Liebesromanen zusammen, ihrer großen Leidenschaft.

Außerdem hat sie eine weitere Liebe: ihre Katze.

"Der kleine Laden der einsamen Herzen" ist ihr Debüt und eröffnet eine Reihe rund um einen wundervollen kleinen Laden im Londoner Bloomsbury.


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