"Der Tanz unseres Lebens" - Noa C. Walker

Genre: Romanze, Medizin

Verlag: Tinte & Feder

Erscheinungsdatum: 28.11.2017

Ausführung: Taschenbuch

Seitenanzahl: 400

ISBN: 978-1-542-04851-4

Preis: 9,99€

© Cover- und Zitatrechte: Tinte & Feder, Amazon



Die Handlung

"Ihr Gleichgewicht war erheblich ins Wanken geraten, hatte sie beinahe stürzen lassen. Doch wo befand sie sich nun? Noch immer am Rudern mit den Armen, am Ausgleichen? Im freien Fall, irgendwo zwischen dem Sturz und dem Aufprall? Oder war sie bereits von jemandem aufgefangen worden?"

~S.262

Als Florence nach einem Tanz auf der Eisfläche in das kalte Wasser einbricht, wird sie gerade so noch von Martin, dem Kinderarzt gerettet. 

Obwohl sie eigentlich bloß auf der Durchreise war, entscheidet sich die junge Frau, zu bleiben. Fortan passt sie auf das junge Mädchen Zoé auf, welches unter Down-Syndrom leidet. In dem Städtchen in der Schweiz leben auch Zoés Mutter Claire, deren Traum vom eigenen Hotel scheiterte und Martin, der nicht aufgibt, um Florence zu kämpfen.

Doch beide tragen sie Geheimnisse mit sich aus ihrer persönlichen Vergangenheit.


Die Rezension

Diese Geschichte ist keine leichte und einfache Kost, denn es geht um größere und schwere Schicksalsschläge, denen sich die Protagonisten des Buches stellen müssen.

Und über all dem hängen noch all die Vorurteile und Beleidigungen, die sich das (von Florence so benannte) Dreigestirn gegenüber Martin, Claire, Zoé, Harald und allen voran Florence hält. Das Dreigestirn besteht aus engstirnigen Damen, die aus Neid und Vorurteilen handeln - wir kennen solche Menschen ja alle. 

Dabei sind die Charaktere im Vordergrund des Romans besondere Personen, die das Wort Nächstenliebe von der Bibel abheben und zeigen, was es heißt, tagtäglich anderen Menschen Glück zu schenken, während das eigene Schicksal das Privatleben überschattet. 

Florence, eine Musicaldarstellerin, liebt das Tanzen über alles. Sie tanzt, wo auch immer sich ihr die Möglichkeit bietet. Doch sie ist schwanger. Dabei kümmert sie sich rührend um Kinder, tanzt und lacht mit ihnen, als wäre in ihrem Inneren alles gut. 

"Gelegentlich [...] lachte Florence ihrem Schmerz einfach ins Gesicht - oder tanzte ihn weg."

~S.79

Zoé, auf die die Tänzerin aufpasst, leidet unter Trisomie 21, dem Down-Syndrom. Dennoch tanzt auch sie gemeinsam mit Florence durchs Leben und hört auf die bissigen Worte des Dreigestirns kein Stück:

"Ich bin perfekt" 

~S.45

Zoé muss man einfach lieben. Mit den verschiedensten Zitaten aus Büchern und Filmen, die sie geschickt in Gespräche einfließen lässt, bringt sie die Leser immer wieder zum Staunen. (In ihrem Vorwort merkt die Autorin aber auch an, dass sie mit den Zitaten vielleicht manchmal "zu hochgegriffen" (S.6) habe.) Sie ist ein sonniges Kind.

"Glück in seiner reinsten Form, hervorgerufen durch ein Lachen. Tränen kullerten über ihre Wangen, die Zoé voll Hingabe mit dem Zeigefinger wegstupste."

~S.38

Martin war vor seiner Zeit im kleinen Dorf in der Schweiz ein karriereorientierter Kardiologe. Dort lebt er als Kinderarzt mit Smiley auf dem T-Shirt, die Kinder von ihren Wehwehchen zu befreien.

Ebenfalls von ihren Wehwehchen befreien will Martin Florence. Er lässt nicht locker und versucht immer und immer wieder, Florence für sich zu gewinnen. Doch er kann sie ja nicht einmal berühren, da sie sich jeder seiner Berührungen sträubt. Martin jedoch geht das mit massenhaft Feingefühl und Durchhaltevermögen an - beeindruckend. 

Bei dieser Aufgabe, der sich Martin stellt, hilft ihm auch der ansonsten so stille Einsiedler, dessen Vertrauen Florence schnell gefasst hat. Er ist ein älterer Herr voller Weisheiten und der alten Schule.

"Wir Menschen sind wie die Schneekristalle [...] Oberflächlich betrachtet sehen wir alle gleich aus, werden geboren, schweben durch unser Leben, manchmal von heftigen Böen geschüttelt, werden ganz woanders hingetrieben, als wir uns das eigentlich vorgestellt hatten, und schließlich sterben wir. Bei näherer Betrachtung sieht man jedoch die filigrane Einzigartigkeit. Bei jeder Schneeflocke, bei jedem Menschen."

~S.159

Zuletzt bliebe noch Claire, die für ihre Töchter Lysann und Zoé alles tun würde, gleichzeitig aber auch ihren Mann und den Traum des eigenen Hotels verloren hat.

 

Und all diese besonderen Person verwebt Walker in einem imposanten, bemerkenswerten und berührenden Schreibstil miteinander, sodass ich das Buch nicht mehr weglegen konnte. Man muss nicht nur weinen, sondern auch lachen. Ein Roman zum Mitfühlen vor atemberaubender Kulisse:

"Die in verschiedenen Blaunuancen getauchten Berghänge verrieten deutlich, wohin die Sonnenstrahlen nicht gelangten. Diesen Flächen blieb es verwehrt, von Licht und Wärme liebkost zu werden. Auf dem zugefrorenen See glitzerten Abermillionen silbriger Sterne, als habe der Himmel sie über Nacht herabgeworfen."

~S.43


Das Fazit

Einzigartige Charakter, bis ins kleinste Detail liebevoll beschrieben mit viel charakterlicher Tiefe - verwebt in einen sehr besonderen und poetischen Schreibstil. Ein Meisterwerk.

5/5 Sternen


Die Autorin - Noa C. Walker

Noa C. Walker wurde 1969 geboren und erlernte den Beruf der Bürokauffrau im Groß- und Einzelhandel. Anschließend absolvierte sie die Ausbildung zur examinierten Altenpflegerin. Inzwischen ist sie verheiratet, hat fünf Kinder und widmet sich seit einigen Jahren hauptberuflich ihrer großen Leidenschaft, dem Schreiben. Mit ihrem Roman "Du, ich und die Farben des Lebens" erreichte sie viele begeisterte Leser/innen.

Als Elisabeth Büchle hat sie bereits zahlreiche gut recherchierte, spannende und romantische Romane veröffentlicht, die mehrfach ausgezeichnet wurden, unter anderem mit dem 2. Platz des DeLiA-Literaturpreises. 


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