"Das Reich der sieben Höfe - Flammen und Finsternis" - Sarah J. Maas

Erstmal kreischen, dann verliebte Herzen einfügen...

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...und dann versuche ich mich jetzt langsam mal darauf zu konzentrieren, eine annäherungsweise ordentliche Rezi zu schreiben... Immer wieder schwierig, wenn das Buch einfach so ÜBERWÄLTIGEND gut ist. 

Feyre kehrt zurück an den Frühlingshof. Doch Tamlin scheint seinen liebevollen Umgang mit Feyre irgendwo auf dem Weg zwischen Amaranthas Reich unter dem Berg und seinem Hof verloren zu haben. 
Er hält sie geradezu gefangen und respektiert ihren Wunsch nach Freiheit nicht. 

Das Glück scheint demnach auf Feyres Seite in den Höhlen verloren gegangen zu sein. Und dann ist da auch noch diese Abmachung mit Rhysand, der sie eine Woche pro Monat an seinem Hof haben möchte. Er holt sie sich am Tag ihrer Hochzeit. 

Gut, der letzte Satz der Handlungsbeschreibung ist mir vielleicht besonders dramatisch gelungen... :D 

Aber ich kann nichts dafür. Rhys kommt tatsächlich noch bevor sie das Ja-Wort überhaupt sagen konnte. Aber der Hintergrund des Ganzen ist vielleicht ein wenig anders, als man es bei Lektüre des Klappentextes vermuten würde. 

Rhys rettet sie immerhin für eine Woche jeden Monat aus Tamlins Liebesgefängnis.

"Er hatte mir gegeben, was nötig war, damit ich mein wahres Ich erkannte, damit ich mich sicher und geborgen fühlte. Aber als er hatte, was er wollte - als er seine Macht wiederhatte, seine Kräfte und sein Land -,da hatte er sich keine Mühe mehr gegeben. Er hatte die Stirn gehabt zu behaupten, ich sei nicht länger nützlich. Er hatte mich weggesperrt, damit er ruhig schlafen konnte."

~S.341

Tamlins Charakter nämlich hat sich so sehr zum Negativen entwickelt, dass ich, zuvor ein relativ großer Tam-Fan, ihn jetzt bis in den Tod nicht mehr ausstehen kann. Magisch, was im Reich der Fay so alles passiert, nicht?

Rhys andererseits, der sich zuvor von einer geradezu barbarischen Seite gezeigt hatte... ist der facettenreichste und großartigste Charakter, den ich in einem Buch je vorfinden durfte. Keine Übertreibung. Der High Lord des Hofs der Nacht. 

Hat einen verruchten Klang, nicht? Täuscht aber. An Rhys war ohnehin bisher alles je gelesene eine grandiose ... Täuschung. 

Werfen wir mal einen kurzen Blick hinter die Fassade des Zynikers. Eine gewisse Ironie liegt in seinen Worten nun zwar noch immer. Doch vom ersten Augenblick an realisiert man als Leser, wie sehr er sich um Feyre sorgt. Was vermutlich eigentlich schon klar gewesen war, als er sie ohne Umschweife vor Amarantha beschützen wollte. Aber andererseits lässt er ihr - im Gegensatz zu Tamlin - noch die Freiheit, selbst über ihr Leben entscheiden zu dürfen. An seinem Hof darf sie tun, was sie will. 

Und als es Feyre schließlich zu viel am Hof des Frühlings wird... Wer ist wohl wieder da? RHYS! Und er holt sie komplett zu sich, bindet sie sogar in den inneren Kreis seines Hofes ein. Tja, und spätestens ab diesem Punkt dann war ich - wie heißt's so schön? Team Rhys. Denn Rhys ist einfach besonders. Seine Liebe fesselt sie nicht, sondern verleiht ihr vielmehr Flügel (im wahrsten Sinne des Wortes). Er hilft ihr, ihre neu erworbenen Fähigkeiten auszutesten, macht mit ihr was immer sie will. Anfangs noch auf diese bereits bekannte, ehrliche, relativ trockene Art:

Doch dann öffnet er sich noch ein weiteres Stückchen mehr. 

"Deine menschliche Familie [...] wäre unter den Ersten, die betroffen sind, wenn es die Mauer nicht mehr gibt, nicht wahr?"

~S.86

Und er ist immer so besonders zu ihr, obwohl seine Vergangenheit nun auch nicht gerade die schönste ist...

"Ich war im Süden stationiert, wo am heftigsten gekämpft wurde. Das Gemetzel war... [...] Ich will nie wieder ein derartiges Morden erleben."

~S.89

Gut, ich merke schon, dass ich wieder angefangen habe, von Rhys zu schwärmen. Das ist wohl das große Problem bei solchen besonderen Charakteren wie Rhys. Sie sorgen dafür, dass die Rezension nicht mehr ernsthaft bleibt, sondern in eine Art Liebesbrief mutiert. 

Also lenken wir unser Augenmerk mal auf Feyre: 
Feyre mag ich zu Beginn des zweiten Romans nicht mehr ganz so sehr, wie zuvor. Dafür redet sie mir zu viel in Richtung "Aber Tamlin liebt mich halt.."-Gejammer, während sie sich gleichzeitig doch so eingeengt von ihm fühlt. 

Wo zum Henker hat sie ihre kämpferische Natur gelassen? Soll ich mal unter'm Tisch nachschauen? Nun, glücklicherweise kommt die alte Feyre wieder durch Rhys zurück.

"Nein, ich wollte nie wieder schwach sein. Ich wollte nie wieder von der Gunst anderer abhängig sein."

~S.208

Und ab diesem Part ist eigentlich der komplette Band nur noch perfekt.
Weder nimmt die Spannung ab ("Weil es Krieg geben wird[.]" (S.86)), noch das Entdecken neuer Seiten an den Charakteren. Mal im Ernst: Hab ich jemals ein Buch gelesen, in dem sich die Personen auf so vielfältige Weise um 180° wandelten? Nope. Und wenn, dann sehr, sehr wenig. 
Das Buch ist praktisch eine Art Diamant, der von Seite zu Seite ein wenig mehr geschliffen wird. Du erwartest nichts mehr Neues, denkst, du würdest diesen Charakter nun bis ins letzte Teil hinein kennen... Und dann kommt der nächste Happen. 

Außerdem dürfen wir nicht nur einen neuen Hof (mit einer ganz besonders tollen Stadt) kennen lernen, sondern auch noch den Hof des Sommers. Der High Lord dort ist für Faye-Verhältnisse noch mehr als jung, aber auch diesen gewissermaßen etwas naiven Charakter hab ich schnell ins Herz geschlossen. Nämlich ist er geradezu süß... Man stelle sich ein Pudelbaby vor, das gerade ein neues Spielzeug bekommen hat. Okay nein, ganz so krass dann auch wieder nicht. Er steht dafür, die Bezeichnung "High Faye" abzuschaffen aus reinem Gerechtigkeitswillen heraus. Allein das ist schon bewundernswert.

Dann haben wir in dem Roman obendrein eine tolle Beschreibung der Kulisse und spannende Kämpfe enthalten.  

Dreh- und Angelpunkt ist ein aufziehender Krieg von Seiten Hyberns König. Doch um diesen Krieg aufzuhalten, benötigen Feyre, Rhys und deren Freunde eine unendliche Macht - versteckt mitten in Hyberns Palast. 

Ich leiste einen Schwur: Sarah J. Maas ist die Königin der vollkommen überraschenden Plot Points, der großen Gefühle und anhaltender Spannung. 

5/5 Sternen

Sahra J. Maas wuchs in Manhattan auf und lebt seit einiger Zeit mit Mann und Hund in Pennsylvania. Bereits mit dem ersten Entwurf zu "Throne of Glass" sorgte sie für Furore: Mit 16 veröffentlichte sie "Queen of Glass" (so der damalige Titel) auf einem Online-Forum für Autoren und initiierte damit eines der frühesten Online-Phänomene weltweit. Nicht nur in ihrer Heimat. Auch in Deutschland verfügt sie über eine riesengroße Fangemeinde.