"Rendezvous mit Lou" - Fabienne Brouillard

Heute erscheint "Rendezvous mit Lou" von Fabienne Brouillard. Ich dachte mir, ich könnte Dir doch mal gleich eine Rezension mitliefern. 

Einen schönen Pfingstmontag noch. :)

"Du bist mein Leuchtturm in tiefster Nacht, mein Polarstern, meine kleine Windrose. Du weist mir die Richtung und gibst mir Halt. Dein Licht ist so strahlend und rein, dein Verstand so klar, dein Herz so standhaft und voller Liebe.

Ja, ich könnte vermutlich ohne dich leben, aber was für ein Leben wäre es? Ziellos, lieblos, furchtlos."

~S.348 aus "Rendezvous mit Lou" von Fabienne Brouillard

Lou stellt Paris auf den Kopf und findet dabei die Liebe

Abserviert. Dabei hatte Lou gedacht, endlich auf die Pariser Sonnenseite des Lebens zu wechseln. Mit Oliver und einem erfolgreich abgeschlossenen Journalistikstudium. Und dann so was: Die Noch-Ehefrau ist schwanger, und zwar von Oliver. 

Zwei Wochen bleiben Lou, um zu beweisen, dass sie eine gute Verliererin und eine noch bessere Journalistin ist. Denn bis dahin muss sie ihren Schmerz besiegt und ein Exklusivinterview mit dem medienscheuen Frédéric d'Arambault ergattert haben.

Die Zeit läuft, und Lou muss unbedingt gewinnen...

~Klappentext 

Gleich zu Beginn dieser Rezension möchte ich festhalten, dass das Buch was den Plot anbelangt unrealistisch und konstruiert wirkt. Dies gilt insbesondere für den Anfang: Lou verhält sich auf einer Veranstaltung wie die eifersüchtige Geliebte, woraufhin ihr eine "letzte Chance" zugestanden wird, ihren Studienplatz nicht zu verlieren: Ein Exklusivinterview mit Frédéric d'Arambault. Bis dahin klingt das Ganze zwar nicht nach ordentlichen Verfahren auf einer Hochschule, so mit einem Studenten umzuspringen, aber das sei mal nebenhingestellt. 

Nun geht es aber so weiter: Lou bricht in ihrer Verzweiflung bei d'Arambault ein, der findet sie. Doch anstatt die Polizei zu rufen, kettet er sie an ihr Bett und schlägt ihr einen Deal vor, die nächste Woche über die Nächte mit ihm zu verbringen...? Der Grund sei Rache an Lous Vater, dem Frédéric die Schuld an dem Tod seines Vaters gibt.

Wie ich finde, klingt das alles sehr inszeniert und surreal - so würde doch kein normaler Mensch handeln...?

Generell ist Frédéric eine sehr seltsame Persönlichkeit: Er will Rache an einer unschuldigen jungen Frau üben, die nicht einmal von der Verbindung ihrer beiden Väter Bescheid weiß.

Auch seine Art sich auszudrücken schwankt zwischen "normal" und "seltsam gestellt": 

Ich hätte damit ja kein Problem, dass er sich ausdrückt, als sei er aus der Zeit gefallen - aber er redet ja gleichzeitig auch komplett normal, wenn man das so sagen kann. 

Von seinem Verhalten her ist er mir über den gesamten Roman hinweg nicht wirklich ans Herz gewachsen: Er liefert Lou mit seinem ambivalenten Verhalten auch wirklich keinen Grund, sich nach wenigen Tagen Hals über Kopf in ihn zu verlieben. Gegen Ende immerhin kapiert er seine gnadenlose Doofheit im Gespräch mit einem japanischen Geschäftsmann. Ab dem Zeitpunkt geht es mit dem Plot wieder etwas bergauf. 

"Was tue ich nur hier?, fragte ich mich immer wieder. Aber ich kannte die Antwort leider viel zu gut. Ich war rettungslos verliebt. Egal was mein Verstand mir zuflüsterte, mein Herz ließ sich nicht bekehren. Mein dummes, dummes Kleinmädchenherz."

~S.222 aus "Rendezvous mit Lou" von Fabienne Brouillard

Nur bis zum Ende fragt man sich, in welchen Mann Lou sich da eigentlich verliebt hat - denn sie weiß eigentlich nichts von ihm. Und er nutzt sie erstmal nur aus.

Lou beschreibt sich selbst zu Beginn des Buchs wie folgt: 

"Jede Wirkung hat eine Ursache. Oder, wie mein Großvater es auszudrücken pflegt: Zu jedem Fettnäpfchen gehört ein Fuß zum Hineintreten. Ich fürchte, er kam durch mich zu dieser Lebensweisheit. […] Ich bin […] eine Fettnäpfchen-Schöpferin. Ich trete nicht nur hinein, ich bereite sogar das Terrain vor!" 

~S.9 aus "Rendezvous mit Lou" von Fabienne Brouillard

Nachdem ich das Buch beendet habe, kann ich ihrem persönlichen Eindruck im Übrigen nur widersprechen: Ich würde ihre "Abenteuer" nicht unbedingt Fettnäpfchen nennen. Aber Lou ist mir dennoch von Beginn an sympathisch. Ich persönlich finde auch nicht, dass etwas dagegen einzuwenden ist, Petit Four auf einen Mistkerl und dessen biestige Frau zu werfen. Aber wer fragt mich da schon...

Das Buch wirkt auf mich etwas zu mutwillig konstruiert und damit unrealistisch. Der männliche Hauptcharakter ist eigentlich das gesamte Buch lang ein Ekelpaket und Lou hätte ihn ruhig in die Wüste schicken können. Wenigstens kapiert Frédéric es am Schluss dann doch plötzlich. Das Ende gestaltet sich zwar akut schnulzig, aber ließ mein Herz höher schlagen. 

Lous Warmherzigkeit rettet das Buch und ihre Charaktere. 

3/ 5 Sternen